Doping im Radsport
  Die größten Fälle bei der Tour de France
 

Der erste richtige Dopingsünder war der Belgier Philippe Thys, der wegen akuten Zahnschmerzen Kokain zu sich nahm und dadurch auch eine Leistungssteigerung erreichte. Er gewann insgesamt drei Tour de France -Etappen, bei denen er jedesmal Zahnschmerzen hatte, welche er mit Kokain1 betäubte. Warum er das durfte und konnte ist ganz einfach zu erklären: Zu diesem Zeitpunkt gab es noch keine Anti-Dopinggesetze, welche die Stoffe zur Leistungssteigerung aufführten. Mit Hilfe dieses Mittels konnte er die Tour de France dreimal (1913, 1914 und 1920) gewinnen, was vor ihm noch keinem anderen gelang. Natürlich gab es auch Fehlerhafte Versuche bei Anwendung von Präparaten. Ein Fall von organisiertem Doping gab es 1953, als der Chemiekonzern „Sandoz“ das von Albert Hofmann entwickelte Medikament „Delysid“2 an seinen Fahrern testete. Es wirkt als sogenannter „Stimmungsheller“. Als Nebenwirkungen traten unter anderem Halluzinationen auf. Die Fahrer berichteten von, „…angenehmen Kribbeln in beiden Köpfen und sprechenden Hühnern, die auf Bäumen wachsen…“.

Doping war schon vor dem gleich genannten Vorfall ein Phänomen, was die Sportler faszinierte. Es geht um den Tod des britischen Radprofis Tom Simpson 1967. Der grauenvolle Tod dieses erst 29-Jährigen Radprofis zeigt die Mechanismen des professionellen Radsports auf, speziell was das Verschweigen von Doping betrifft. Er ist ein Vorreiter für das neue Zeitalter des gezielten Dopings. Es geschah am 13. Juli 1967 auf der 13. Etappe der Tour de France, anderthalb Kilometer vom Gipfel des Mont Ventoux entfernt. Tom Simpson fällt vom Rad und ordnete sofort seinem Mechaniker an „Put me back on my bike.“3. Aber nur ein paar Meter weiter fiel T. Simpson wieder. Zwei Begleiter konnten ihn gerade noch auffangen, aber zu diesem Zeitpunkt war er schon tot. So wurde es beschrieben von seinem Mechaniker, der die letzten Minuten seines Radprofis Simpson miterlebte. Der plötzliche Tod warf die Frage auf: Wieso starb der noch junge Radprofi Tom Simpson? So gab es viele unterschiedliche Ansichten, an was der Radprofi T. Simpson starb. So sehen einige Berichterstatter, Offizielle, Radprofis und auch T. Simpsons Witwe Helen nicht Doping als Grund für den Tod, sondern schieben die Schuld auf andere. Dementsprechend muss etwas anderes am Tod von T. Simpson Schuld sein. Und die „Täter“ waren schnell gefunden, einer der angeblichen Schuldigen ist der ehemalige Tour-Arzt Pierre Dumas, da er den wahrscheinlich bereits Verstorben T. Simpson mit einem Hubschrauber fortbringen ließ und somit zu dünner Luft ausgesetzt wurde. Ein anderer Schuldiger war der Simpson ehemalige Mechaniker Hall. Er war es, der T. Simpson wieder auf das Rad setzte. Das jedoch die Aufforderung von T. Simpson, dem Chef vom Mechaniker Hall kam, scheint keinen zu interessieren. Im Jahre 1979 erklärte der fünffache Toursieger Jacques Anquetil4: „Simpson erlag einem Herzversagen, das nicht von Amphetaminen verursacht wurde.“ Aber woher sollte J. Anquetil das wissen, denn der Tourdirektor von 1967 verwies bei allen heiklen Nachfragen, die mit dem Tod von T. Simpson zu tun hatten, sehr erzürnt daraufhin das bei Autorennen viel mehr Menschen ums Leben kommen als im Radsport. Eine weitere Frage die sich stellte, warum T. Simpson überhaupt an der Tour de France teilnehmen konnte, denn im gleichen Jahr wurde nicht ohne Grund ein Anti-Doping-Gesetz beschlossen, um sowas wie bei T. Simpson zu verhindern. Was ebenfalls sehr verwunderlich ist, das die Ermittlung um den Tod von T. Simpson 1968 eingestellt wurde und der vollständige Untersuchungsbericht verschwunden ist. Doch was man bei dem Toten fand ist gleichzeitig die Erklärung für den Tod des jungen Radfahrers T. Simpsons. Bei dem Toten wurden drei Flaschen Amphetamin-Ampullen gefunden, zwei waren voll und eine steckte leer in seiner Tasche. Der Inhalt der leeren Flasche befand sich im Körper von T. Simpsons. Dies ist jedoch doch das falsche gewesen und war genau das Gegenteil was sein Körper benötigte, denn hätte T. Simpsons einfach nur Wasser gehabt, dann wäre er höchstwahrscheinlich nicht gestorben. Doch das T. Simpson nur an Amphetaminen gestorben ist stimmt nicht und ist auch deswegen nur die halbe Wahrheit. So sind weitere Gründe für den Tod von T. Simpson verantwortlich. Am 13. Juli 1967 war T. Simpson nicht nur mit einer Menge von Amphetaminen im Blut unterwegs, sondern hatte wegen seiner Tage lang anhaltendem Magenverstimmung Alkohol zu sich genommen, um seine Schmerzen zu mindern. Eine zu geringe Flüssigkeitsaufnahme war ein weiterer Grund für seinen Tod. Damals durften die Fahrer höchstens vier Flaschen Flüssigkeit mitnehmen, das waren also maximal zwei Liter für eine Etappe. Die Mitnahme von so wenig Flüssigkeit erklärten die Tourleiter damit, dass die Fahrer sich bei der Aufnahme der Flaschen an Ihrem Teamfahrzeug festhalten könnten und dadurch kraftsparend fahren würden.



Die einzige Möglichkeit der Wasserbeschaffung für die Fahrer waren die umliegenden Bachläufe der Jeweiligen Etappe oder die Zuschauer reichten den Fahrern Getränke. Dies nutzten die Fahrer aber weniger, da sie beim abfüllen der Flüssigkeit viel Zeit verloren hätten. Diese Mischung aus Amphetaminen, zu wenig trinken und einer Temperatur von über 40 Grad auf der 21 Kilometer langen Steigung am schattenlosen „Ventoux“ brachte den Jungprofi Tom Simpsons um. In den Medien wurde Simpson zunehmend zu einem „Mythos“ verklärt.
In diesem Mythos wurde T. Simpson mit Ikarus verglichen, er soll wie Ikarus in seinem Höhenflug der Sonne zu nahe gekommen sein.

Der nächste große Dopingskandal war in den 90-er Jahren und betraf ein ganzes Team mit dem tragischen Höhepunkt 1990, als ein weiterer Radsportler durch Doping sein Leben verlor. So war es 1991 als alle Fahrer des Teams PDM die Tour de France aufgeben mussten, weil sie einen Virus gehabt haben sollen. Später sollten Salmonellen5 die Schuld für das plötzliche krank werden des ganzen Teams sein. Doch es entstand der Verdacht, dass es wohl eher am schlecht gekühlten EPO6 lag, warum die Mannschaft PDM um die deutschen Falk Boden und Uwe Raab nicht an der Tour de France teilnehmen konnten. Zu diesem Team gehörte auch Johannes Draaijer, der am 27. Februar 1990 durch eine Herzattacke stirbt. Nachdem Tod des Radprofis von PDM geht seine Frau an die Öffentlichkeit und gesteht das ihr verstorbener Ehemann Erythropoietin7 genommen hat. Trotz Todes des erst 28-jährigen Johannes Draaijer gab es kein Umdenken im Team von PDM. So wurde der Tod verdrängt beziehungsweise ignoriert. Denn im Jahr 1990, also im Todesjahr von Johannes Draaijer, war die erfolgreichste Saison für das Team PDM. Dazu muss gesagt werden, dass es im gleichen Jahr vier positive Dopingfälle gab und dass zwei Fahrer, darunter der Weltmeister Rudy Dhaenens, ihre Karriere wegen Problemen mit ihrem Herz aufgeben mussten. Das Ausmaß und die Ausbreitung der ganzen Dopingpraktiken im Team von PDM kamen 1995/1996 ans Licht der Öffentlichkeit. So fand die niederländische Steuerfahndung bei einer Überprüfung des ehemaligen Teamarztes von PDM Wim Sanders, eine Methode Geld vor der Steuer zu verbergen. Darauffolgende Recherchen der Staatsanwaltschaft von Maastricht zeigten das Dopingsystem von Sanders. Zudem konnten sie Verbindungen zur belgischen Drogenmafia herstellen. Sander erwarb zwischen 1990 und 1995 in verschiedenen Apotheken, unteranderem auch in Deutschland, das Dopingmittel „Exprex“8. Damit versorgte er nicht nur die Profiradfahrer des Teams PDM sondern auch Eishockeyspieler aus seiner Region sowie Bodybuilder. Die Staatsanwaltschaft entdeckte dies, da Sander Arzneimittel auf Rechnung kaufte und diese Belege in der Buchhaltung auftauchten. in Pech für Sanders, das er die Medikamente auf Rechnung kaufte und sie in der Buchhaltung auftauchten und kein Patient von ihm einen Nierenleiden hatte. Vor allem ist die Verbindung von Sander und dem belgischen Apotheker Willy Jeandarme sehr interessant, da Jeandarme als guter Freund von Eddy Merckx9 bekannt ist. Der Name Jeandarme wurde den Behörden bekannt während einer Drogenaffäre, als sie bei einer Hausdurchsuchung von Danny Leclere10 Abrechnungen aus Jeandarms Laboratorium auffanden. Die Abrechnungen zeigten eindeutig Jeandarm der Hersteller und Verkäufer für Lecleres Geschäfte war. Jeandarm gibt während der Ermittlungen um Sanders zu, dass er Teams in den Niederlanden, Italien und Belgien sowie seinen Freund Sander mit Arzneien versorgte. Durch diese Beispiele sieht man was für ein geheimes Netz für Doping aufgebaut wird beziehungsweise schon ist und ein viel kriminelles Potential dahinter steckt. Die drei ehemaligen Radprofis Rooks, Winnen und Ducrot gingen 1999 in die Öffentlichkeit und erschütterten diese, denn für Fans, Zuschauer und Hobbyradsportler war nicht klar was für ein System aufgebaut wurde um Doping zu verheimlichen. So gaben die drei Radprofis Informationen über die Dopingpraktiken preis. Nach diesen Geständnissen gab der Sportdirektor von PDM Jan Gisbers zu vom ganzen Vorgehen gewusst zu haben, so sagte er: „Die Ärzte melden nicht alle Details an die Teamleitung. Aber im Großen und Ganzen wissen diese was los ist“. Außerdem gestand Gisbers, dass der damalige Leiter des Anti-Doping Labors von Utrecht, Jacques van Rossum die Fahrer des PDM-Teams über den Gebrauch von verbotenen Mitteln aufklärte. Und somit merkt man erst was für ein kriminelles System sich aufbauen kann, wenn Geld im Spiel ist. Ein weiteres Team was einen Dopingskandal hervorrief war das Festina11 Team. Dieser Skandal wird auch die Festina-Affäre genannt und dreht sich um den Rennstall Festina der 1998 bei der Tour de France mit Doping in Verbindung gebracht wurde. Die Doping-Affäre begann mit der Verhaftung des belgischen Festina Masseurs Willy Voet. Diese Festnahme fand drei Tage vor der Rundfahrt in Dublin statt, als man an der französisch-belgischen Grenze in Voets Auto große Mengen von verbotenen Wirkstoffen gefunden hat. Unter den verbotenen Wirkstoffen fand man auch das Dopingmittel EPO12. Kurz darauf gab der verhaftete Festina- Teamchef Bruno Roussel ein systematisches Doping unter ärztlicher Aufsicht in seinem Team zu. Tour-Direktor Jean-Marie Leblance verkündete am 17. 07. 1998 die Disqualifikation von Festina. Am 23.0 7.1998 wurde das Festina-Team von der Polizei verhört und sagten alle bis auf Pascal Hervé13 und Richard Virenque14 aus. Zudem wurden beim niederländischen TVM-Rennstall verbotene Substanzen beschlagnahmt. Die übrig gebliebenen Fahrer reagierten mit Ablehnung gegen die groben Methoden der Polizei erst mit einem Sitzstreik und danach sogar mit der Streichung der Etappe nach Aix-les-Bains15. Ebenfalls wurde die Medienberichterstattung negativ beurteilt. Die französische Tageszeitung „Le Monde“ forderte den Abbruch der Tour de France. Der französische Radfahrer Laurent Jalabert der bei dieser Tour Fahrersprecher war sagte: „Man behandelt uns wie Vieh“16. Letztendlich fuhren die Teams Once, Banesto, Kelme, Vitalicio, TVM-Mannschaft und die Equipe Riso Scotti vorzeitig ab. Die Tour 1998 ging als „Tour dopage“17 und „Tour de Farce“18 in die Geschichte ein. Der Sieger dieser skandalösen Tour hieß am Ende Marco Pantani19. Das rechtliche Nachspiel des Festina-Dopingskandals folgte in vielen Etappen. Letztendlich wurden die sechs Festina-Profis am Ende des Jahres 1998 mit Sperren von fünf bis sieben Monaten bestraft. Richard Virenque und Pascal Hervé zeigten sich erst 2000 im Verlauf des Festina-Prozesses geständig. Teamleiter Bruno Roussel, Masseur Willy Voet und Jeff Leon (Betreuer) erhielten am 22.12.2000 Bewährungsstrafen zwischen neun und zwölf Monaten. Das besondere bei der Verurteilung war wie der Richter die Strafen begründete. So sagte der Richter: „Dass man Milde habe walten lassen, da Doping im Radsport so üblich sei und bei den Angeklagten aus diesem Grund kein Unrechtsbewusstsein habe entstehen können“20. Diese Aussage ist ziemlich extrem, wenn man überlegt dass schon mehrere Menschen an Doping gestorben sind. Die Tour de France 1998 mit ihrer Doping-Affäre um das Team-Festina zeigte zum ersten Mal in der Geschichte der Tour de France ein systematisches Dopingsystem bei einem kompletten Team. Außerdem zeigen die Strafen das sie noch viel zu mild sind und Doping noch kein richtig ernst genommenes Thema ist. Bei der Tour 1998 erreichten nur 97 von 189 gestarteten Fahrern das Ziel in Paris. Das der Grund dafür nur an dem Schlechten Benehmen der Polizisten liegt bezweifele ich, denn nicht nur die Festina-Fahrer werden Doping zu sich genommen haben und vor Angst davor erwischt zu werden sind einige Teams freiwillig ausgestiegen.

Vor allem an diesen tragischen Fällen sieht man die schlimme Seite des Dopings, das schon viele Opfer forderte wie Tom Simpson oder Johannes Draaijer. Man erblickt auch dass sich im Gegensatz zu heute nicht viel verändert hat, sondern man eher glauben kann das noch ein größeres Dopingnetz vorhanden ist als in den 70er bis zur Jahrtausendwende und der Radsport heute wie damals ein systematisches, von Begleitern organisiertes, von Veranstaltern und Radverbänden geduldetes Doping war und heute noch mehr ausgeübt wird.

1 ein starkes Stimulanz; weltweit verbreitete Rauschdroge mit hohem Abhängigkeitspotenzial

2 Lysergsäurediethylamid, auch unter LSD bekannt

3 http://www.faz.net/s/RubCBF8402E577F4A618A28E1C67A632537/Doc~E1638D50D13C24023A2D7870FC3 B10D93~ATpl~Ecommon~Scontent.html, 13.03.08

4 Franz. Radfahrer, der selbst gedopt hat

5 Bakterien die Krankheiten beim Mensch verursachen

6 Abk. für Erythropoietin

7 ist ein Glykoprotein-Hormon; ist von Bedeutung als Wachstumsfaktor für die Bildung roter Blutkörperchen

8 Siehe Erythropoietin

9 Belgischer Radprofi

10 ermordeter belgischer Drogenboss

11 Französischer Radrennstall (1990-2001)

12 ebd.

13 Französischer Radrennprofi

14 Französischer Radrennprofi; Spezialist für die Berge

15 Kleinstadt in Frankreich

16 http://lexikon.meyers.de/wissen/Festina-Dopingskandal

17 ebd.

18 ebd.

19 Italienischer Radprofi

20 ebd.

 
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