Doping im Radsport
  Dopingprozesse
 

2004-2006 Bordeaux, Affäre „Pot belge“ oder „Cahors“

2004 packte ein junger Amateurfahrer nach einer positiven Kontrolle aus. Die Ermittlungen erstreckten sich bis nach Belgien und Deutschland. Innerhalb kurzer Zeit waren 18 Personen in Frankreich und sechs in Belgien in Untersuchungshaft. Zum ersten Mal, so wurde hervorgehoben, hatte eine französisch- belgische Polizeikooperation funktioniert. Drogen im Wert von etwa 180.000,- Euro gingen ins Netz. Bestimmt waren sie für Amateure und Semi- Profis im südfranzösischen Raum. Die bekanntesten Festgenommenen waren die Brüder Fabien und Laurant Roux, Laurant Biondi und Ex-Profi und ehemaliger stellvertretender Sportlicher Leiter bei Ag2R.

Gegen 23 Personen wurde Anklage wegen Verstöße gegen das Antidopinggesetz und das Betäubungsmittelgesetz erhoben. Ende Juni 2006 fand in Bordeaux der Prozess statt, in dessen Verlauf die Gebrüder Roux gestanden. Laurant gab zu, jahrelang EPO, Wachstumshormone, Cortison und Testosteron genommen zu haben, vom „Pot belge“ wurde er drogenabhängig. Er prangerte laut die verbreitete Doping- und Drogenmentalität im Milieu an.

Am 3. Juli 2006 fielen die Urteile: Laurant Roux bekam eine Strafe von 30 Monaten Gefängnis, davon 20 auf Bewährung, Fabien Roux 24 Monate Gefängnis, davon 15 Monate auf Bewährung und Yvon Manchon 24 Monate Gefängnis. Die anderen Angeklagten erhielten Bewährungsstrafen.1


2006 Bonneville, Affäre Rumsas

Es ist der 28. Juli 2002, in Paris geht die Tour de France 2002 glanzvoll zu Ende, auf dem Podium steht ein strahlender Raimundas Rumsas (Lampre). Er ist Dritter geworden. Zur selben Zeit wird seine Ehefrau an der französisch-italienischen Grenze mit einem Koffer voller Medikamenten verhaftet und in das Frauenuntersuchungsgefängnis von Bonneville im Department Haute-Savoie überführt. Alles deutet auf Doping hin: Viele im Sport zugelassene Mittel liegen neben Wachstumshormonen, Insulin, Corticosteroiden, Testosteron und weitere Anabolika. Gegen Edita Rumsas wurde ein Ermittlungsverfahren eröffnet wegen „Verabreichung, Vertrieb, Transport und der Anstiftung zum Gebrauch von Dopingprodukten“. Raimundas, der umgehend von seinem Team suspendiert worden war, bestritt jegliches Doping. Die Durchsuchung von Lampre-Teamfahrzeugen erbrachte keine Ergebnisse.

Edita Rumsas beharrte darauf, dass die Medikamente für ihre Familie. Respektive ihre Schwiegermutter in Italien bestimmt waren. Die Angelegenheit verkam schnell zu einer kleinen Staatsaffäre. Am 9. August demonstrierten in Vilnius2 hundert Litauer, darunter Politiker und Künstler vor der französischen Botschaft und beklagten die unbegründete Inhaftierung einer Mutter von drei kleinen Kindern, in ihren Augen eine Menschenrechtsverletzung. Der litauische Außenminister und der Staatspräsident meldeten sich in den nächsten Wochen entsprechend zu Wort.

Im September gab die UCI grünes Licht für Raimundas, da weder eine positive Probe noch ein Geständnis vorlagen. Edita kam im Oktober auf Kaution frei. Raimundas wurde im November des Jahres in Litauen mit der höchsten Sportlerauszeichnung geehrt. Er fuhr 2003 wieder für Lampre, lieferte jedoch nach der 6. Etappe des Giro d´Italia eine positive EPO- Probe ab und wurde daraufhin für ein Jahr gesperrt.

Am 26. Januar 2006 fällte das Gericht in Bonneville Urteile: Edita und Raimundas Rumsas erhielten je vier Monate Gefängnis auf Bewährung plus je 3000,- Euro Geldstrafe, der für die Verschreibung der Medikamente zuständige polnische Arzt Krzysztof 12 Monate Gefängnis auf Bewährung.3

1 Meutgens, Ralf(Hrsg.): Doping im Radsport; S.302

2 Hauptstadt Litauens

3 Meutgens, Ralf: Doping im Radsport; Bielefeld 2007, S. 300

 
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